Dolmetsch-Netiquette

Do’s and don’ts in der Dolmetschkabine

Beim Simultandolmetschen ist man meist mindestens zu zweit, aber häufig auch zu dritt in der Kabine und teilt sich etwa 2,6 m2. Was ist wichtig, damit die Verdolmetschung reibungslos funktioniert? Was macht das richtig Verhalten in der Kabine aus? Was sollte man tun, was sollte man lieber lassen?

Die Grundlagen sind sicherlich den meisten bekannt. Pünktlichkeit ist sehr wichtig, besonders, wenn man zum ersten Mal mit neuen Kolleg: innen zusammenarbeitet. Üblicherweise erscheinen wir mindestens 30 Minuten vor Beginn der Veranstaltung. Sollten aber etwa die Akkreditierung oder die Sicherheitsvorkehrungen besonders aufwändig oder der Veranstaltungsort sehr groß sein, sind wir bereits 45 Minuten oder 1 Stunde vor Veranstaltungsbeginn vor Ort. Dies ist auch notwendig, falls man besonders vertrauliches Vorbereitungsmaterial erst vor Ort bekommt oder dieses erst sehr kurzfristig zur Verfügung gestellt werden kann. 

Man sollte außerdem genug Zeit einplanen, um sich am Veranstaltungsort zurecht zu finden und die wichtigsten Angelegenheiten mit seinen Kabinenpartner:innen zu besprechen und es sollte genug Zeit für ein Briefing durch die Chef d’equipe eingeplant werden. Zu den üblichen Fragen zählt: Wer fängt an und wann wird gewechselt? Macht es Sinn, sich die Redebeiträge bereits im Vorfeld aufzuteilen? Wie lange wird gedolmetscht, bis das Mikrofon abgegeben wird? Wie kann man die Kolleg:inen am besten unterstützen? Sollen Zahlen und Eigennamen aufgeschrieben werden? 

Viele Dinge ergeben sich aber auch in der Zusammenarbeit und die aufmerksame Dolmetscher:in füllt bei Gelegenheit auch einmal das Wasserglas nach oder recherchiert in Windeseile einen neuen Begriff oder unbekannte Terminologie.

Hierbei ist es besonders wichtig, darauf zu achten, den Lärmpegel in der Kabine stets auf einem absoluten Minimum zu halten. Die meisten Mikrofone sind sehr sensibel und überträgen jegliche Geräusche aus der Kabine. Auf den Ohren der Zuhörer:innen sind also mögliche Störgeräusche wie das Rascheln der Unterlagen, das Einschenken von Wasser oder das Tippen am Laptop zu hören! Es sollten also möglichst alle Störgeräusche vermieden werden. Dazu zählen intensives Blätterrascheln, Geräusche beim Verlassen oder Betreten der Kabine, Essgeräusche oder Ähnliches. Telefongespräche oder Privatgespräche sowie Kommentare über Redner:innen oder andere an am Konferenzgeschehen beteiligte Personen sind selbstverständlich ebenfalls ein klares No-Go. Das Handy stumm und den Laptopton auszuschalten sollte zum üblichen Repertoire einer Dolmetscher:in gehören. So lenkt man auch die Kolleg:in, die gerade dolmetscht, nicht unnötig ab.

Die Association International des Interprète de Conference (aiic) hat eine hilfreiche Übersicht zum das adäquaten Verhalten in der Kabine erstellt: https://aiic.org/document/4487/Understanding%20booth%20manners%20-%20ENG.pdf

Die Generaldirektion Dolmetschen der Europäischen Kommission (SCIC) veranschaulicht dies in einem netten Videobetrag: https://www.facebook.com/EUinterpreters/videos/716116309306461/

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